Dienstag, 29. September 2015

Einflüsse

In den prägenden Jahren meiner Jugendzeit hat sich die Tendenz herausgebildet, dass ich mir Gedanken darüber mache, was mich beeinflussen soll. Ich habe angefangen, eine Liste von Blogs zusammenzustellen. Ich habe angefangen, mir das vollständige Werk bestimmter Regisseure anzuschauen. Und Bücher lese ich sowieso nur noch, wenn sie einen Einfluss auf die Literaturgeschichte gehabt haben. Oder so. Häufig denke ich jedoch, dass ich mir dadurch vieles kaputt mache, was den eigentlichen Reiz dieser Medien ausmacht.

Denn seien wir mal ehrlich: Ich lese dadurch nicht mehr, weil es mir Spaß macht, sondern weil ich denke, dass mir eine universelle Weisheit in den Schoß fällt. Möglicherweise hilft mir ja die Weisheit dabei, bessere Gespräche zu führen und damit glücklicher zu werden. Nur, das ist bisher nicht eingetreten. Natürlich kann ich bei vielen Gesprächen mitreden, weil ich die Grundlagen verstanden habe. Aber plötzlich fehlt eben dieser kindliche Enthusiasmus, der die Geschichten spannend macht und der nicht danach fragt, in welcher Weise ich meine Erfahrungen für meine Umwelt nutzen kann.

Das ist einer der Gründe dafür, warum sich bei mir Computerspiele, Bücher und Filme ansammeln, obwohl ich keine Ahnung habe, ob sie überhaupt etwas für mich sind. Seitdem mir das bewusst geworden ist, arbeite ich jedoch unweigerlich daran, meine Listen auf Null zu setzen und mich für die Zukunft nur noch ganz vorsichtig an Erfahrungen heranzuwagen.

Doch es ergibt sich für mich noch ein weiteres Problem, denn wie soll ich damit umgehen, dass ich auf der einen Seite die von mir selbst aufgebauten Listen abarbeiten sollte, aber auf der anderen Seite mich den Dingen hingeben möchte, die mich gerade im Moment mehr mitreißen. In den meisten Fällen ignoriere ich die Dinge, die ich aufgelistet habe und gebe mich dem Jetzt hin. Aber das kann es ja auch nicht sein, schließlich gibt es ja Gründe dafür, warum ich mir die Werke überhaupt anschauen wollte.

Für mich ist dabei am interessantesten, dass ich aufgrund dieser Situation bereits dazu übergegangen bin, manchmal einfach nur im Internet herumzustreunen. Dann lese ich mir etwas zu irgendeinem Thema auf Wikipedia durch, schaue mir Fotogeschichten an, höre Radio oder suche einfach nach möglicherweise interessanten Themen. Das ist so ungebunden und angenehm, denn normalerweise beschäftige ich mich im Internet damit, konkrete Fragen zu beantworten. Teilweise natürlich auch zu Unterhaltungsthemen, aber eben nicht so frei. Dann lese ich mir eben längere Artikel über den Umgang mit Hass in den Medien durch oder informiere mich über Spielkultur in der WASD.

Manchmal würde ich mir wünschen, dass sich mein Kopf einfach häufiger entspannen könnte. Aber gleichzeitig gibt es so vieles, was interessant ist, was einen mitreißen kann, was einen dazu anregt, darüber nachzudenken. Wie soll man sich da entscheiden, wenn man zwischen Vielfalt und Überforderung gefangen ist?


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